18.01.2014

„Mit Geist und Mut“ in Gotha/Reinhardsbrunn

Hoffnungsvolles Zeichen gegen Misstrauen und Diskriminierung

Erinnerungsstätte in Reinhardsbrunn

„Mit Geist und Mut“ in Gotha/Reinhardsbrunn

Hoffnungsvolles Zeichen gegen Misstrauen und Diskriminierung

Im Rahmen der diesjährigen Internationalen Gebetswoche der Evangelischen Allianz beteten und gedachten evangelische Christen aus Gotha und Sondershausen gemeinsam der öffentlichen Exekution von sechs Täufern im Jahre 1530. An der im vergangenen Jahr errichteten Erinnerungsstätte in Reinhardsbrunn entzündeten sie sechs Kerzen im Gedenken an die am 18. Januar 1530 hingerichteten ersten Thüringer Täufer-Märtyrer.

„Wir denken an zwei Männer und vier Frauen, die ihre Glaubensüberzeugungen in den Zeiten des Umbruchs der Reformation am 18. Januar 1530 mit dem Leben bezahlen mussten. Als Menschen von heute dürfen wir nicht mit unseren Maßstäben messen, wissen aber unser Versagen zu allen Zeiten. Unser Tun dürfen wir im Licht von Gottes lebensspendenden Wort sehen“, sagte der evangelische Pfarrer i.R. Hans-Joachim Köhler aus Zella-Mehlis, ihm ist die Aufarbeitung dieser lange Zeit unbekannten Historie zu verdanken. Pfarrer Köhler schloss das kurze Gedenken mit den Worten: „So erinnern wir und erinnern uns an Gottes Wort, das zu allen Zeiten und weltweit gilt. Wir zünden Kerzen an für Barbara Unger, Elsa Kuntz, Andreas Kolb, Katharina Kolb, Christoph Ortlepp und Katharina König.“ Pastor Herbert Müller, Mitglied der Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinde (Baptisten) Gotha betete zu Gott im Namen der anwesenden Baptisten und heutigen Nachfolger der ersten Thüringer Täufer: „Jesus Christus, hilf uns auch heute zu verstehen, im anderen unseren Bruder oder unsere Schwester zu entdecken und zu achten als Gottes geliebtes Kind.“ Genau vor einem Jahr hatten die Bischöfin Ilse Junkermann der Evangelischen Kirche Mitteldeutschlands (EKM) gemeinsam mit dem Thüringer Kultusminister Christoph Matschie im Rahmen der Eröffnung des Themenjahres „Reformation und Toleranz“ der Lutherdekade in Thüringen diese Erinnerungsstele in Reinhardsbrunn geweiht und in einem sich anschließenden Gottesdienst – u.a. auch mit Menoniten – ein beachtliches Zeichen der Aufarbeitung und Wiedergutmachung von Vorfahrenschuld der Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands gesetzt.

Anliegen aller Anwesenden in Reinhardsbrunn am Samstag war es, am Thementag der Allianzgebetswoche „Vielfalt leben“ erneut ein hoffnungsvolles Zeichen zu setzen, um dem Misstrauen und der Diskriminierung Andersgläubiger zu begegnen. Sie hoffen und wünschen, dass deutschsprachige Kirchen ihre Türen für Menschen aus anderen Kulturen – viele Migranten sind Christen – weit öffnen, damit ein besseres „Unterschiede leben – aber gemeinsam für einander da sein“ zukunftsfähig und attraktive Lebenswirklichkeit in einem weltoffenen Gotha, Thüringen und Deutschland wird. Die 50. EUROPEADE im vergangenen Sommer 2013 in Gotha mit einem gemeinsamen Gottesdienst sei dafür ein Leuchtfeuer gelebter kultureller Vielfalt gewesen, was nicht nur im christlich geprägten Europa wahrgenommen wurde.