17.01.2016

Allianzgebetswoche: Mentalitätswandel in Ehringshausen

Bürgermeister bei Gebetsabend: Flüchtlinge sind willkommen

Matthew Mayadenu (r.) im Gespräch mit dem Moderator des Gebetsabends, Wilfried Faber (Foto: privat)

Allianzgebetswoche: Mentalitätswandel in Ehringshausen

Bürgermeister bei Gebetsabend: Flüchtlinge sind willkommen

(wp) Ehringshausen – Flüchtlinge erleben in Ehringshausen eine freundliche und herzliche Aufnahme. Dafür haben führende Vertreter der Kommune, von Vereinen und verschiedenen christlichen Gemeinden bei einem Gebetsabend am 13. Januar in der Wehrkapelle ihren Dank zum Ausdruck gebracht. Bürgermeister Jürgen Mock (SPD) sagte, er habe in seiner sechsjährigen Amtszeit eine „neue Mentalität“ festgestellt. Noch vor 20 Jahren galt der Ort als eine mittelhessische Hochburg der fremdenfeindlichen NPD. Mock rief dazu auf, den Zuzug von Flüchtlingen auch als Chance zu begreifen, dem Bevölkerungswandel mit der Alterung und dem Schrumpfen der ansässigen Bevölkerung entgegenzuwirken. Im Blick auf das Thema des Gebetsabends „Suchet Ehringshausens Bestes“ sagte Mock, das Beste seien für ihn die engagierten Menschen. 

Wie wirken sich die Übergriffe auf Frauen aus? 

Im rund 9.200 Einwohner zählenden Ehringshausen mit neun Ortsteilen leben zurzeit etwa 180 Flüchtlinge. Um sie kümmert sich besonders der von Mitgliedern der Evangelischen Gemeinschaft/CVJM gegründete Verein „Fremde sind Freunde“. Der Vorsitzende, Matthew Mayadenu, sagte, die Flüchtlinge fühlten sich gut aufgenommen. Er hoffe und bete, dass dies nicht durch die jüngsten Übergriffe auf Frauen in Köln und anderen Städten beeinträchtigt werde. Der Verein betreibt unter anderem eine sozialpädagogische Wohngemeinschaft, einen Laden für Bedürftige und eine Fahrradwerkstatt; er bietet ferner Deutschkurse, Sport und Freizeitgestaltung an. Der gebürtige Nigerianer Mayadenu ist als Sozialarbeiter für Flüchtlinge vom Lahn-Dill-Kreis angestellt. 

Fußballverein kooperiert mit Flüchtlingen 

Im Gespräch mit dem Organisator des Gebetstreffens, Wilfried Faber vom CVJM und der landeskirchlichen Gemeinschaft Kölschhausen, brachten ferner der Vorsitzende des Fußballvereins FSV Dillheim, Burkhard Reitzner, sowie Walter Lehmann vom Kirchenvorstand der katholischen Pfarrei Ehringshausen Gebetsanliegen vor. Reitzner sagte, er sei dankbar für viele Menschen, die sich besonders im Jugendfußball engagieren, und er wünsche sich eine noch bessere Kooperation mit der Flüchtlingsarbeit. Lehmann sprach ein Fürbittgebet und verwies darauf, dass die Zahl der Katholiken von zwei Familien nach dem Zweiten Weltkrieg auf rund 1.200 Kirchenmitglieder angewachsen sei. Er bedauerte, dass an den Gottesdiensten nur wenige Kinder und Jugendliche teilnehmen. 

In Zeiten der Abgrenzung gemeinsam beten 

Der Leitende Sekretär des CVJM-Kreisverbandes Wetzlar-Gießen, Eberhard Adam, hielt die geistliche Ansprache zum Motto der Allianzgebetswoche „Willkommen zu Hause!“, die das Gleichnis vom Verlorenen Sohn zum Thema hat. Der Pastor der Evangelischen Gemeinschaft/CVJM, Christoph Meys, begrüßte es, dass in Zeiten zunehmender Abgrenzungen Christen aus verschiedenen Kirchen und Gemeinden gemeinsam beten. Für die musikalische Umrahmung sorgten der Sänger Wolfgang Weese und der Pianist Erhard Diehl. Die weltweite Gebetswoche der Evangelischen Allianz findet seit 1861 zu Jahresbeginn statt. Allein in Deutschland werden zu den Veranstaltungen vom 10. bis 17. Januar rund 300.000 Menschen an 1.100 Orten erwartet.