Freude im Leid

Samstag, 14. Januar 2023

Bibeltext des Tages

Aber Gott hat den Leib zusammengefügt und dem geringeren Glied höhere Ehre gegeben, auf dass im Leib keine Spaltung sei, sondern die Glieder einträchtig füreinander sorgen. Und wenn ein Glied leidet, so leiden alle Glieder mit, und wenn ein Glied geehrt wird, so freuen sich alle Glieder mit.
(1. Korinther 12, 24-26)

MEDITATION

Die islamischen Taliban-Machthaber in Afghanistan versprachen am 21. März 2022 die Öffnung der Schulen für Mädchen. Das Versprechen wurde von der internationalen Gemeinschaft gelobt. Am 23. März, nur wenige Stunden nach der offiziellen Öffnung der Schulen, hob das Bildungsministerium seine Entscheidung auf. Die Sekundarschulen wurden für afghanische Mädchen geschlossen, zum Leidwesen und zur Bestürzung Tausender junger Mädchen und Eltern im Land. Die einheimische Christin Hana Nasri erklärt, dass die Ideologie der Taliban darauf abzielt, die Frauen zu entmachten – unabhängig davon, ob die  Schulen geöffnet werden oder nicht: „Wenn man einer Frau die Möglichkeit gibt, ihr Haus zu verlassen, um in eine Schule zu gehen, gibt man ihr Handlungsfähigkeit. Die Taliban wollen den Frauen jegliche  Handlungsfähigkeit nehmen.“ Die Kirche kann es sich nicht leisten, gegenüber dem Leiden oder der Entmündigung eines einzelnen Gläubigen gleichgültig zu sein. Leid hat viele Formen: Verlust von geliebten  Menschen, eingeschränkte Aussichten auf Erfolg, Mangel an Beziehungen und Zuneigung usw. Sie sind nicht nur schmerzhaft, sondern können uns auch Freude rauben und Hoffnung nehmen. Häufig hat dieser Schmerz Ursachen, auf die wir keinen Einfluss haben: etwa die Taliban. Aber manchmal werden die tiefsten Wunden von denen verursacht, die uns am nächsten stehen – von unseren Brüdern und Schwestern in Christus, deren unachtsame oder anklagende Worte das Leiden noch verstärken. Solcher „Beschuss“ aus den eigenen Reihen ist sehr wirksam darin, Freude zu rauben und Hoffnung zu zerstören. Paulus  beschreibt jedoch den Leib Christi als den Ort, an dem die Normen der Gesellschaft nicht gelten. Diese Wahrheit des Evangeliums bietet Hoffnung und Freude über die Einschränkungen hinaus, die das Leben in „geschlossenen“ Ländern erschweren. „Restorations“ (das bedeutet Wiederherstellung) – ein Programm zur Stärkung der Widerstandskraft der verfolgten Kirche – bringt es auf den Punkt: „Egal, wie wenig du  außerhalb dieser Mauern geschätzt wirst oder wie wenig man dir vertraut, hier wird deine Stimme geachtet und mit Würde behandelt. Egal, wie viel Schuld und Scham dir ausserhalb dieses Zufluchtsorts auferlegt werden, hier bist du unschuldig, ermächtigt und frei.“

Helene Fisher

Spezialistin für Weltweite Verfolgung aufgrund des Geschlechts, Open Doors International

Reflexion und Gebet

REFLEXIONSFRAGEN
• Fällt mir jemand ein, der in meiner Gemeinschaft leidet oder ausgegrenzt wird? Wie kann ich für diese Menschen die Liebe Christi sein?
• Wie bewusst bin ich mir meines eigenen Urteils über andere?
• Wie praktiziert meine Kirchengemeinschaft gemeinsames Leiden und Freuen als Ausdruck der Einheit in Christus?

LOB/DANK
• für den Wert, den wir selbst und andere als Söhne und Töchter Gottes haben und der niemals durch das, was über uns gesagt oder getan wird, gemindert werden kann;
• für alle Kirchen, Gemeinden und Gemeinschaften, in denen Christen sich mit Respekt und Würde begegnen und sich gegenseitig ermächtigen und freisetzen für die Aufgaben, zu denen Gott sie berufen hat;
• für alle leiblichen und christlichen Schwestern und Brüder, die uns in unserem persönlichen Leid bisher zur Seite standen und mit uns gelitten haben;
• dass in unserem Land Frauen den gleichen Zugang zu Bildung und beruflichen Laufbahnen haben wie Männer und ihre Gaben zum Wohl der Gemeinde, der Stadt und des Landes einsetzen können.

BUßE/UMKEHR
• wo wir als Gemeinde oder Einzelne Geschwistern im Leid mit Unverständnis begegneten oder unterstellten, sie seien selbst schuld an ihrer Lage oder mit oberflächlichem Trost abgespeist haben;
• dass in unserem Land zuweilen immer noch Menschen aufgrund ihres Geschlechts, Behinderung oder Herkunft nur eingeschränkte Aussichten auf Erfolg und Mitgestaltung haben;
• dass wir oft die verfolgte Gemeinde in "geschlossenen” Ländern - und dort das Leid und die Beschämung der Frauen und Mädchen - aus dem Blick verloren haben

FÜRBITTE
• dass wir uns nicht an der Beschämung oder Herabsetzung gläubiger Geschwister mitschuldig machen;
• für die Befreiung von Anklage und Schuld, die Christus uns gewährt hat, und um Hilfe, diese alten Gewohnheiten abzulegen, damit wir anderen nicht die Freude rauben;
• dass wir unsere Einheit in Christus verkünden, indem wir das Leiden des anderen als unser eigenes zu hören und fühlen bereit sind;
• dass unsere Identität in Christus erneuert und gestärkt wird und uns unabhängig macht von äußeren Umständen;
• dass verfolgte Christen in der Erkenntnis Christi standhaft bleiben und inmitten des Leidens Freude erfahren können.

GEBETSFOKUS
Wir beten für die Politiker und Regierenden in Bund und Ländern.
Wir beten für den Arbeitskreis Politik und die Begleitung von Bundeswehrangehörigen durch den Arbeitskreis Soldaten.

SO KÖNNEN WIR BETEN

Himmlischer Vater, wir danken dir, dass dir unser Leid nicht gleichgültig ist. Danke, dass du deinen Sohn gesandt hast, um in einem menschlichen Körper in der menschlichen Gesellschaft zu leben. Jesus Christus, du, der du den Schmerz der ungerechtfertigten Anschuldigung und des Verrats durch die Nächsten kennst, danke für dein Beispiel des demütigen und gnädigen Opfers. Danke, dass du all das Böse um uns herum überwunden hast, unter dem wir in unserem eigenen Leben leiden. Vergib uns, dass wir selbst dazu beitragen, Schmerz zu verursachen. Heiliger Geist, erfülle uns heute mit dir, damit wir wieder die Freude erfahren, dein zu sein, und zu Gefäßen werden, die diese Freude an andere weitergeben. Amen

© Balintseby/Freepik.com

Liedvorschläge

  • Gott lädt uns ein zu seinem Fest, CCLI: 4342429
  • Die Nacht ist vorgedrungen (Jochen Klepper)
  • Weil Gott in tiefster Nacht erschienen (Dieter Trautwein)

Spendenprojekt 7

EINSATZ FÜR RELIGIONSFREIHEIT, MENSCHENRECHTE, VERFOLGTE CHRISTEN

Die Not verfolgter Christen schreit zum Himmel. Mit dem Arbeitskreis Religionsfreiheit, Menschenrechte, Verfolgte Christen versuchen wir, wo immer möglich, Einfluss zu nehmen und für die Verfolgten einzutreten. Das beginnt mit dem Zusammentragen von Informationen und endet nicht mit den Gebetsanliegen, die wir für jeden Tag eines Jahres zusammenstellen und veröffentlichen, im Internet und per Newsletter. Wenigstens beten und informieren können wir; manchmal auch intervenieren. Außerdem bereiten wirjeweils im November – den jährlichen Gebetstag für verfolgte Christen vor.

Bankverbindung: Evangelische Allianz in Deutschland, Evangelische Bank eG | IBAN DE87 5206 0410 0000 4168 00 | BIC GENODEF1EK1 | Online-Spendenmöglichkeit: www.allianzgebetswoche.de/kollekte

zur Online-Spende