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Das aber verdross Jona sehr, und er ward zornig und betete zum HERRN und sprach: Ach, HERR, das ist‘s ja, was ich dachte, als ich noch in meinem Lande war. Deshalb wollte ich ja nach Tarsis fliehen; denn ich wusste, dass du gnädig, barmherzig, langmütig und von großer Güte bist und lässt dich des Übels gereuen. […] Der HERR sprach: Dich jammert der Rizinus, um den du dich nicht gemüht hast … und mich sollte nicht jammern Ninive, eine so große Stadt, in der mehr als hundertzwanzigtausend Menschen sind, die nicht wissen, was rechts oder links ist, dazu auch viele Tiere?
Jona 4,1+2,10+11; es empfiehlt sich, alle vier Kapitel des Jona-Buches zu lesen
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Impuls
Viele wollen ja gar nicht glauben. Dann sollten wir sie auch nicht bedrängen. Lassen wir doch jedem seine Religion oder Religionslosigkeit. Erst recht bei Muslimen ist Mission zwecklos.“: Eine häufiger vertretene Meinung bei uns. Ähnlich mag Jona zu seiner Zeit auch gedacht haben: „Jedes Volk hat seinen Gott. Die ruchlosen Bewohner von Ninive können wir schon gar nicht bekehren. Nein, ich weigere mich, ihnen zu predigen.“
Aber Gott will alle. Die Geschichte von Jona im Alten Testament ist das Lehrstück dafür. Der „Prophet wider Willen“ versucht dem göttlichen Auftrag zu entfliehen. War es mehr Angst oder sein zementiertes Feindbild? Klar ist, Jona hat keinerlei Mitleid. Sollen die Feinde doch sterben; Israel wird dann in größerer Sicherheit leben.
Aber Gott gibt nicht auf. Seine Gnade geht den frommen Verweigerern genauso nach wie den heidnischen Sündern. Denn er will offenbar alle, Juden, Christen, Heiden, Atheisten. Sie alle will er mit seiner Gnade umarmen. Warum lässt er sie nicht einfach in Ruhe? Warum lässt er sie nicht in ihr Verderben laufen? Sein einziges Motiv ist – Liebe! Und zwar nicht nur zu denen, die schon zu ihm gehören durch seine Gnadenwahl. Sondern auch zu denen, deren Glauben und Lebensstil Gottes Geboten (derzeit) total widerspricht.
Jemand muss es ihnen sagen. Jona verweigert sich total. Und als er widerwillig doch geht und Ninive tastsächlich umkehrt, beschwert er sich, dass Gott so gnädig ist (4,1+2). Gott aber ändert seine Meinung (!) und erbarmt sich über die große Stadt Ninive.
Gott will alle – aus lauter Liebe. Deshalb hat er seinen Sohn Jesus Christus auf die Erde geschickt, ihn leiden, sterben und auferstehen lassen. Unseretwegen, weil er alle will. Aber ebenso wegen der anderen, weil er sie ebenso liebt: Die schon in unserem Land sind, ob einheimisch und zugewandert, und die in fernen Ländern warten. Jemand muss es ihnen sagen. Jemand soll für sie beten. Wer geht hin? Wer betet?
Axel Nehlsen, Pfarrer i.R., Berlin
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Dank und Lob
- dass Gottes Erbarmen so groß ist, dass er immer wieder um uns und andere wirbt
- dass Gott wirklich möglichst alle will und dafür seinen Sohn gab
Bekenntnis und Buße
- für unseren Unglauben oder Kleinglauben, der menschliche Hindernisse für das Wirken des Evangeliums größer einschätzt als die göttlichen Möglichkeiten
- dass wir der Kraft des göttlichen Wortes und Geistes nicht zutrauen, Menschenherzen und Verhältnisse zu verändern
- für Gebetsarmut und Gleichgültigkeit, besonders in Bezug auf Gottes Liebe zu Muslimen in unserem Land und in ihren Heimatländern
Bitte
- dass Gott in uns eine neue Leidenschaft für die von seiner Liebe noch nicht Erreichten anzündet
- für die Einheimischen und Zugewanderten in unserem Ort/Stadtteil, dass wir ihnen mit Liebe und Phantasie Gottes Einladung vorleben und überbringen
- für eine/n Missionar/in, der/die in einer Großstadt hier oder im Ausland arbeitet
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- Das ganze Jona-Buch als Textgrundlage? Natürlich ist das zu viel zum Vorlesen. Aber wir brauchen die ganze Geschichte, um verstehen und beten zu können. Wählen Sie einige Kernverse aus oder erzählen Sie frei die wesentlichen Züge. Gerade diese Geschichte eignet sich hervorragend zum Erzählen! In der Ansprache kann man sich dann auf die abgedruckten Verse konzentrieren.
- Vielleicht wagen Sie ein Experiment und fragen gleich am Anfang, welche Einzelheiten der Jona-Geschichte die Anwesenden im Gedächtnis haben und was wohl die Botschaft ist. Wahrscheinlich kennen viele die Sache mit dem Wal. Aber die ist natürlich nicht der Kern der Botschaft. Sondern der ist zum einen Gottes Leidenschaft, Menschen zur Umkehr zu rufen und zu retten. Zum anderen illustriert das Jona-Buch Gottes Liebe zu den Verlorenen in den großen Städten – ein wichtiges Thema für unsere Tage.
- Zum konkreten Beten hilft, wenn Sie Informationen über ein Missionsprojekt in einer Großstadt bei uns oder in einem Entwicklungsland bereitstellen. Missionswerke helfen da gerne weiter. Vieles findet man auch im Internet.
- Oliver Py aus Spanien fragt: „Wie viel Zeit verbringst du pro Jahr, um für andere Länder und dein eigenes zu beten?“ Die plötzliche massenhafte Ankunft von Ausländern an den Grenzen Europas birgt Risiken. Aber erkennen wir nicht, dass Gott diese Dinge zulässt, damit wir für so viele entwurzelte und notleidende Menschen beten und ihnen helfen, damit sie seine Liebe und seine Gnade erkennen können?