Haben Vorwort und Vorfreude etwas gemeinsam?

Ein Vorwort in Büchern und Zeitschriften überlese ich oft oder überfliege es manchmal nur. Vielleicht machen Sie es auch mit diesem Vorwort so und blättern gleich zu den Thementagen. Ich hoffe, dass dieses  Vorwort die Vorfreude auf die Gebetsabende weckt. Denn die Vorfreude auf ein Ereignis ist manchmal intensiver als das Ereignis selbst. Sie ist geprägt von einer längeren Zeit des Wartens. Allerdings gibt es Ereignisse, da kommt plötzlich Freude ins Leben, die man vorher nicht gekannt hat. Kein Wunder, dass der weltbekannte Schriftsteller und ehemalige Atheist C.S. Lewis seine Bekehrungsgeschichte unter dem Titel „Surprised by Joy“ (Überrascht von Freude) veröffentlicht hat. Dass die Schweizer Evangelische Allianz das Thema „Joy, damit meine Freude sie ganz erfüllt“ ausgewählt hat, ist ein wichtiges Signal in einer Zeit, in der eher das Thema „Sorgen“ hochkommt. Pandemie, Krieg in der Ukraine, Inflation, Engpässe bei Nahrungsmitteln, Energie und die Spannungen zwischen den Völkern können verunsichern. Da leuchtet das Thema dieser Allianzgebetswoche als Kontrast zu den dunklen Nachrichten auf: Freude! Mir fällt dazu ein Tag im März 2022 ein: Ein Gebetstreffen der Europäischen Evangelischen Allianz über Zoom. Erstmalig  dabei: eine Teilnehmerin aus der Ukraine, die mit ihrer Familie nach Spanien geflüchtet ist. Der Leiter des Treffens fragte sie: „Aus welcher Position heraus betet ihr für die Ukraine?“ Die Überraschung über ihre Antwort war allen Zoom-Teilnehmern ins Gesicht geschrieben: „Wir beten aus einer Position der Freude heraus“, sagte sie. Und das mitten in Leid und Krieg. Ähnliches teilte ein Pastor aus der Ukraine mit. Er sagte uns Westeuropäern: „I have good news for you: Our Lord Jesus reigns“ („Ich habe gute Nachricht für euch. Unser Herr Jesus regiert").

„Jesus-Freude“

In Gottes Wort wird die Freude an Jesus Christus festgemacht. Sein Kommen, sein Wirken, sein Tod und Auferstehung sind Grund zur Freude. Seine Wiederkunft will die Vorfreude wecken. Ich bin dankbar, dass Dr. Roland Werner einen biblischen Befund zum Stichwort Freude verfasst hat. Der Jude Paulus schreibt über Israel und die Völker: „Freut euch ihr Völker mit Gottes Volk“ (Röm 15,10). Wladimir Pikman, Leiter einer messianisch-jüdischen Gemeinde, hat einen biblischen Impuls zu einem Schlüsseltext für die Freude der Christen auf die Wiederkunft Jesu (1 Petr 1,3-12) erstellt. Diese Freude soll in der Allianzgebetswoche  eu belebt werden. Ein weiterer Grund zur „Jesus-Freude“ ist das Erlebnis der Bekehrung. Jesus sagt: „Freude herrscht bei den Engeln Gottes, wenn auch nur ein einziger Sünder bereut und auf seinem Weg umkehrt“ (Lk 15,11). Vor mir habe ich das Bild von Amal, einer Syrerin und ehemaligen Muslimin. Im Libanon findet sie zum Glauben an Jesus Christus. Über vier Jahre wird sie von Christen in Beirut begleitet. Die  Flucht mit ihrer kleinen Tochter führt sie in die Schweiz, wo sie in einem kleinen traditionell geprägten Dorf lebt. Sie bekommt Anschluss an eine Freie evangelische Gemeinde und kann ihre Freude über Jesus nicht für sich behalten, erzählt Nachbarn davon und bringt sie in die Gemeinde mit. Deswegen möchte ich ermutigen: Beten Sie, dass Menschen zu Gott umkehren, so dass Freudenfeste im Himmel gefeiert werden. Dankbar bin ich für das Schweizer Team, das uns die Textvorlage gegeben hat. Von den Mitgliedern des Arbeitskreises Gebet der Evangelischen Allianz wurde diese Textvorlage mit Anliegen zum Gebet in Lob  und  Dank, Buße und Fürbitte und Liedvorschläge ergänzt. Die Vorlagen sollen eine Hilfe sein. Manches muss vor Ort den Gegebeneiten angepasst werden. Ermutigen möchten wir, die Zeit zum gemeinsamen Gebet auszudehnen. Bewährt hat sich dabei zum Einstieg das sogenannte „Pop-corn-Gebet“. Jeder spricht nur in einem Satz aus, wer Jesus Christus ist bzw. was Gott für einen bedeutet. Das hilft auch denen, denen es nicht so leicht fällt, sich in einer Gruppe zu äußern. Oder wir beten für Kranke oder Geflüchtete und jeder nennt nur den Vornamen der be- treffenden Person. Oder jeder nennt den Namen eines Politikers, er ihm im Gebet auf dem Herzen liegt. Die Allianzgebetswoche soll dazu dienen, dass wir in Treue und Hingabe dranbleiben, für Menschen zu beten, dass sie überrascht werden von Freude.